Neueröffnung Kunsthaus Baselland: Von der Peripherie ins Zentrum

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Neues Kunsthaus Baselland auf dem Dreispitz, Buchner Bründler Architekten, Foto: Finn Curry
Thema
11. April 2024
Text: Redaktion

Rewilding.
Kunsthaus Baselland, Helsinki-Str. 5, Basel-Münchenstein.
Dienstag bis Freitag 11.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 11.00 bis 20.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
13. April bis 18. August 2024.

www.kunsthausbaselland.ch

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Piero Golia, Untitled (Lightning), 2020, Courtesy the artist and Gagosian
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Anna Winteler, Horizontal Waltz for Left and Right Handcameras, 1989, Videostill, Courtesy the artist, Foto: Anna Winteler
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Monira Al Qadiri, BENZENE FLOAT, 2023, Courtesy the artist, Foto: Markus Tretter

Am 13. April 2024 feierte das Kunsthaus Baselland die Eröffnung seines neuen Domizils im Basler Dreispitz-Areal. Drei Fragen zum Umzug an seine Direktorin Ines Goldbach.

artline: Die Wiedereröffnung des Kunsthaus Baselland in einem eigenen Neubau ist eine gute Nachricht für die Kunst in Zeiten multipler Krisen. Wie konnte das gelingen?
Ines Goldbach: Das ist eine gute Frage. Tatsächlich geht das nur Dank der Kraft, Energie, Passion und auch finanziellen Mithilfe von vielen! Seit über neun Jahren sind wir als Kunsthaus nun mit diesem Projekt betraut – haben zusammen mit dem Büro Buchner Bründler Architekten viel gearbeitet, diskutiert, vorangetrieben, durften auf die Unterstützung des Kantons Basel-Landschaft, der Stiftung Kunsthaus, aber eben auch vielen weiteren Stiftungen, Firmen und Privaten zählen. Ein Haus also von vielen für viele. Das ist wunderbar! Das bisherige Kunsthaus Baselland war 25 Jahre ein sehr guter Ort, um zu wachsen. Nun aber ist es wichtig, die Institution in die Zukunft zu führen – das ist am neuen Standort möglich.  

artline: Der Neubau des Kunsthaus Baselland liegt im Dreispitz-Areal zwischen der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, dem HEK – Haus der elektronischen Künste und dem Schaulager. Was bedeutet dieser Schritt von der Peripherie ins junge Kunstzentrum des Basler Südens für das Haus.
Goldbach: Von der Luftlinie her ist das neue Haus ja nicht weit vom alten entfernt, aber ja, das Umfeld ist grundlegend verschieden. Gerade im Verbund mit der Hochschule, weiteren Kunst- und Kulturinstitutionen wie dem Schaulager, dem HeK, Radio X, Künstle­r*innenateliers und und und, aber auch einer sehr grossen Anwohnerschaft ist es an diesem Ort eben auch möglich, das Kunsthaus als kreative und ortsbildende Nachbarschaft zu denken – ein Ort, an dem man Kunst erfahren, aber auch sich treffen und austauschen kann. Das ist eine der wichtigsten Fragen für mich heute: wie bleibt ein Kunsthaus, eine Kunsthalle, ein Museum heute ein relevantes Medium, um eine Gesellschaft mit bilden zu können?

artline: Zur ersten Ausstellung sind rund 30 Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die meisten von ihnen haben bereits im Kunsthaus ausgestellt. Was ist die Idee von „Rewilding“?
Goldbach: „Rewilding“ bezieht sich sowohl auf das Kunsthaus, die Transformation einer alten Lagerhalle in einen Ort für Kunst und damit die erneute Aktivierung eines zuvor passiven Ortes in einen aktiven, der sich zugleich um sein Umfeld sorgen und einsetzen möchte, der offen bleiben soll für die Fragen des Gegenübers als auch für das gesamte, sich im Wandel befindliche Gebiet. Der Titel bezieht sich aber auch inhaltlich auf die künstlerischen Unternehmungen der eingeladenen lokalen, nationalen und internationalen Kunstschaffenden, die, du hast es gerade gesagt, teilweise schon in grossen Einzelausstellungen zu sehen waren und von denen viele neue Arbeiten für das neue Kunsthaus entwickelt haben. Wenngleich in vielen Punkten grundlegend verschieden, verhandeln alle zudem dezidiert die Frage nach unserer Verantwortung und Fürsorge gegenüber Lebewesen aller Art, dem Aufbegehren gegen humanitäre und soziokulturelle Ungerechtigkeiten sowie dem Umgang mit Ressourcen. „Rewilding“ heisst daher auch das Gegenüber zum Schwingen zu bringen.