Jonathan Penca

Porträt
17. Mai 2019
Text: Jolanda Bozzetti

Jonathan Penca bei Deborah Schamoni, München, Liste – Art Fair Basel,Warteck PP, Burgweg 15, Basel.

Als Jonathan Penca zuletzt in seiner Münchner Galerie Deborah Schamoni 2018 ausgestellt hat, nannte er seine Schau „Sympathy for the 6-legged“. Es war eine Huldigung an die meist als lästig empfundenen, zunehmend bedrohten und dennoch für das gesamte Ökosystem so wichtigen Insekten. In seiner Ausstellung versammelte Penca, der 1988 in Augsburg geboren wurde und an der Frankfurter Städelschule sowie an der Akademie der Künste in Wien studiert hat, eine Serie kleinformatiger Gouache-Zeichnungen auf Karton verschiedener „Insects of the year“. Sie trugen klangvolle Namen wie Hainschwebfliege (2004), Esparsetten-Widderchen (2008) oder Silbergrüner Bläuling (2015). Im Lichtkegel eines Scheinwerfers ließ der Münchner sie wie Akteure eines großen Insekten-Theaters auftreten. In exakten, detailreichen Zeichnungen entstehen aus den Insekten personifizierte, comicartige Wesen – bevorzugt als elegante, langgliedrige Frauenfiguren auf Stöckelschuhen, je nach Insektenart zwischen Nymphe und Dragqueen changierend. Dieser Galerie aus filigran gezeichneten, vor monochromem Hintergrund platzierten Tier-Fabel-Wesen gesellen sich kleine aus Pappe und Pappmaché geformte Insekten-Skulpturen hinzu. „Insect of the year“ ist keine Erfindung des Künstlers – tatsächlich wird in Deutschland seit 1999 jedes Jahr ein Insekt des Jahres gewählt, um diese unterschätzten und gefährdeten Tiere bekannter zu machen. Penca gelingt dies auf humorvolle und unterhaltsame Weise. Sein Interesse für Märchenwelten und Fabelwesen führte ihn auch dazu, ein Buch von Hans Magnus Enzensberger zu illustrieren. Die 2014 in der Insel-Bücherei bei Suhrkamp erschienene Erzählung „Verschwunden!“ entspinnt ein geheimnisvolles Geschehen rund um das Verschwinden von Alltagsdingen. Penca entwirft zu diesem Text eine faszinierende Bildwelt, die eine ganz eigene Ästhetik und eine große Leidenschaft für die Zeichnung offenbart.