Jonas Burkhalter

Porträt
24. Mai 2017
Text: Annette Hoffmann

Jonas Burkhalter bei Stampa, Basel, Art Basel, Messe Basel, Halle 2.1.

Obgleich Jonas Burkhalter (*1983) ein Künstler ist, der nicht eben viele Worte macht, gibt es doch eine Textarbeit von ihm. 2013 entsteht sein Text „Apfel, Inside out“. Wenn schon Text, dann von der Lakonie eines Gedichts. „Apfel, Inside out“ ist Prosagedicht, Rezept und Anleitung zugleich. Wer die Anweisungen befolgen würde, hätte sozusagen einen Apfel nach außen gestülpt – unter nicht wenig beträchtlichem Aufwand. Für seine Masterarbeit an der Hochschule Luzern hatte Jonas Burkhalter Blumensträuße kopfüber in Vasen gestellt. Das Ergebnis waren fremdartige Unterwasserschönheiten, die die Kamera dauerhaft festhält. Burkhalter ist jemand, der Situationen oft auf das Wesentliche reduziert, sie aber auch radikal anders denkt.

Jonas Burkhalters Interesse gilt der Konstruktion von Dingen. Dass er immer wieder Gebäude der Moderne fotografiert, wie etwa das Bailey-House in Los Angeles, das Pierre Koenig entworfen hat, dürfte kein Zufall sein. Die Aufnahme, sie war in seiner letzten Ausstellung in der Basler Galerie Stampa zu sehen, dokumentiert die Bauweise an der Fassade des Bungalows. Ähnliches wiederholt sich in seiner Werkgruppe „Agios konstantinos gytheio griechenland“, die eine Ferienanlage zeigt, in der der Beton vor sich hin bröckelt und Pflanzen in leer stehenden Bassins wachsen. Das Modulprinzip der Moderne ist die Blaupause für Jonas Burkhalters Skulpturen und seine Zeichnungen. „Waves/Ho, Hok, Hokusai/vertical beach“ übersetzt die vernichtende Welle von Hokusais bekanntem Holzschnitt in bewegte Linien, die die miteinander verbundenen Rahmen aus Rohren bilden. In diesem Jahr sind aus ähnlichen Rahmen, die jedoch winkelförmig zueinander angeordnet sind, Installationen entstanden, die mit Krepppapier überzogen und mit Neonfarben besprüht sind. Sie sind Fläche und Körper zugleich. Zu Burkhalters neueren Arbeiten gehören auch großformatige Zeichnungen, auf denen er mit Hilfslinien die Zahlenfolge 216 bildet, in einer Ecke überlagern sich die Ziffern. Das erzählerische Potential ist überschaubar, aber genügt es nicht, darin die Zahlen zu sehen und wie man sie typografisch konstruiert?